20 Mitglieder der Kolpingsfamilie Bamberg wanderten vom 22. – 24. Mai 2025 für den Frieden

Die Friedenswanderung ist die traditionsreichste Veranstaltung des Kolpingwerkes Europa. Seit 1968 treffen sich Kolpingmitglieder aus mehreren  Ländern jedes Jahr, um gemeinsam zu wandern und für den Frieden zu beten. Die Kolping-Friedenswanderung geht zurück auf den ersten Friedenspilgermarsch 1968 in der Schweiz, aus Anlass des 500. Todestages des Friedensstifters Bruder Klaus.  Dieses Jahr war das Kolpingwerk Südtirol der Ausrichter der 56. Friedenswanderung in Bozen. Täglich hören wir schlimme Nachrichten von Kriegen, Flüchtlingsnot und Hungerkatastrophen in der Ukraine, im Gazastreifen, im Sudan und an vielen anderen Gebieten in der Welt. Wir fragen uns: „Was können wir tun, sind wir hilflos bei all den schrecklichen Ereignissen auf der Welt?“ Ist der Friede eine Utopie? Nein, er ist keine Utopie! Frieden kann gelingen, wenn z.B. sich 300 Menschen gleicher Gesinnung aus 13 Ländern (Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ukraine, Rumänien, Moldawien, Österreich, Slowenien, Schweiz, Luxemburg, Deutschland und Südtirol) auf den Weg machen und für den Frieden gemeinsam beten.

Nach der Anmeldung in den Quartieren trafen sich die Friedenswanderinnen und -wanderer am Donnerstagabend zum Eröffnungsgottesdienst im spätgotischen Dom Maria Himmelfahrt im Zentrum von Bozen. Unter den festlichen Klängen des Bozener Musikvereins zogen 45 Kolpingbanner und -fahnen in die bis auf den letzten Platz gefüllte Kathedrale ein. „Es war ein erhebendes Gefühl eine so große Anzahl von Bannern zu sehen“, schwärmte die 85-jährige Bambergerin Waltraut Beck. Hauptzelebrant und Festprediger war der Nachfolger von Adolph Kolping,  Generalpräses Monsignore Christoph Huber aus Köln. In seiner Predigt, die er frei in deutscher und englischer Sprache hielt, sagte er: „es ist wie ein Wunder, dass sich der neue Papst „Leo XIV“ nennt, in Erinnerung an den Begründer der katholischen Soziallehre, Papst Leo XIII, mit seiner berühmten Sozial-Enzyklika „Rerum Novarum“.  Und Adolph Kolping war ein Wegbereiter der katholischen Soziallehre! Und was sagte uns der neue Papst Leo XVI als erstes Wort nach seiner Wahl auf der Loggia der Peterskirche: „Der Friede sei mit euch allen“, wonach sich die Welt so sehr sehnt, nur die nicht, die den Krieg betreiben! Papst Leo XIV sagte auch, dass wir eine Weltfamilie sein sollen und das sind wir im Kolpingwerk.“

Der Abend im Kolpinghaus Bozen wurde zu einem gemütlichen und abwechslungsreichen Zusammensein mit lebendigen Gesprächen und kulturellem Austausch.

Am Freitagmorgen trafen sich die Teilnehmer an der Seilbahn in Bozen zur gemeinsamen Auffahrt auf den „Ritten“ nach Oberbozen. In der dortigen Kirche hielt Peppi Stampfl, Nationalpräses von Südtirol, einen geistlichen Impuls. Alle Wanderer bekamen von der Kolpingsfamilie Ritten ein kleines Holzkreuz geschenkt! Danach wanderten die Kolpingfreunde nach Lichtenstern, zum „Haus der Familie“, wo in der dortigen Kapelle ein weiterer besinnlicher Moment stattfand.  Nach dem gemeinsamen Mittagessen führte die Wanderung vorbei an saftigen Wiesen mit einem Blick ungetrübter Schönheit hinüber zum UNESCO Weltnaturerbe der Dolomiten: mit den Spitzen des Peitlerkofel über die Geißlerspitzen hin zum Schlern, weiter über den Rosengarten zum Latemar bis hin zum Schwarz- und Weißhorn. Der Weg ging zurück zur Bergstation und wieder hinunter nach Bozen. Der Abend im Kolping-haus wurde durch ein buntes Programm mit Beiträgen aus verschiedenen Ländern bereichert. Besonders bewegend war der Liedbeitrag der ukrainischen Konzertpianistin Larysa Markuljaka mit erklärenden Worten ihres Mannes Ludwig Josef Markuljak aus Czernowitz/ Ukraine. Es war ein stiller, aber kraftvoller Apell für den Frieden. Tief bewegt, mit Standing Ovationen nahmen die 300 Kolpinger im Saal dieses Lied über ihre ukrainische Heimat auf.

Der Samstagmorgen begann mit einem Morgenimpuls in der Stiftskirche in Gries. Anschließend ging der Weg entlang der Guntschapromenade. Unterwegs gab es eine Stärkung mit Südtiroler Äpfel und Wasser, gereicht von Kolpingfreunden aus Bozen. Gegen 13:30 Uhr kehrten alle gut gelaunt ins Bozener Kolpinghaus ein, wo es das Mittagessen gab.  Am Nachmittag gab es eine Gelegenheit zur Erholung oder zu einer Stadtführung.

Am Abend sammelten sich die 45 Bannerträger vor der Franziskanerkirche und zogen gemeinsam mit Bischof Ivo Muser, Generalpräses Christoph Huber und weiteren Geistlichen feierlich unter musikalischer Chor-Begleitung in die Klosterkirche ein. In seiner Predigt verstand es Bischof Ivo, den Kolpingmitgliedern Mut zuzusprechen und ihr Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität zu würdigen. Er sagte: „Nie wieder Krieg! Wie oft wurde dieses Versprechen schon abgegeben, wie oft wurde es schon gebrochen! Nur die besseren Menschen machen die Zeiten besser und bessere Menschen macht nur das treu gelebte Christentum! Der Friede ist ein Geschenk, das erste Geschenk Christi, als er sagte: „Meinen Frieden gebe ich euch“, der Friede ist jedoch ein aktives Geschenk, das jeden von uns, unabhängig von seinem kulturellen Hintergrund und seiner religiösen Zugehörigkeit betrifft und in die Pflicht nimmt. Der Friede entsteht im Herzen und aus dem Herzen heraus, indem man Stolz und Forderungen zurückstellt und die Worte abwägt, denn man kann auch mit Worten verletzen und töten, nicht nur mit Waffen.“  so Bischof Ivo!  Die Kollekte  zugunsten der Sozialarbeit für Flüchtlinge in der Ukraine, ergab 2212 €. Gestärkt durch die Eucharistie und den ermutigenden Worten von Bischof Ivo, endete der feierliche Gottes-dienst. Anschließend folgte ein Bannerzug, musikalisch begleitet durch die Stadtblaskapelle zum Kolpinghaus. Beim Abschlussabend wurde den 60 ehrenamtlichen Helfern gedankt und es gab Ehrungen an langjährige Friedenswanderer. Wolfgang Burgis, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Bamberg, Regina Burgis und Lisa Herold wurden für die 10. Teilnahme an  Friedenswanderungen mit Urkunde und Südtiroler Wein geehrt. Alle warteten gespannt auf die Bekanntgabe des Austragungsortes der 57.  Friedenswanderung. Sie findet vom 14. – 17. Mai 2026  in Bad Waldsee/Oberschwaben statt. Mit vielen guten Erinnerungen und gestärktem Gemeinschaftsgefühl sind die Teilnehmer aus Bamberg am nächsten Tag mit einem Zitat Adolph Kolpings wieder heimgefahren: „Tut jeder in seinem Kreise das Beste, wird es bald in der Welt auch besser aussehen.“ Die  56. Friedens-wanderung in Bozen war zu Ende – ein kraftvolles Zeichen für eine friedlichere Welt – ganz im Sinne Adolph Kolpings. Die Bamberger waren sich einig, dass sie 2026 wieder an der Friedenswanderung in Bad Waldsee teilnehmen werden!

Regina Burgis