Festgottesdienst in der Schlosskirche Bayreuth

Es ist ein besonderer Tag, der sich am 12. Oktober 2023 zum 150. Mal jährte: Die Gründung der Bayreuther Kolpingsfamilie. Hilfe zur Selbsthilfe steht seit dieser Zeit nach dem Vorbild Adolph Kolpings ganz oben. Vor allem der Wille, die Herausforderungen der Gegenwart anzunehmen, um die Zukunft ein Stückchen besser zu machen, war schon immer ein besonderer Auftrag für die Kolpinggeschwister.

Mit 12 Handwerksgesellen fing alles an, 24 Jahre nach der Gründung des Katholischen Gesellenvereins durch Adolph Kolping. Erstes großes Vorhaben war die Gründung eines Hausbauvereins. Wegen der zunehmenden Zahl an durchreisenden Gesellen, die eine Gelegenheit zum Übernachten suchten, gelang es 1885 ein entsprechendes Haus für 25.850 Mark zu erwerben. Im gleichen Jahr entstand auch ein Schützenclub.

Unruhige Zeiten folgten mit dem Ersten Weltkrieg, der die Vereinstätigkeit stark einschränkte. Mit Einnahmen aus Theaterspielen ging es bald wieder bergauf. Doch mit der Machtübernahme im Dritten Reich kam das Vereinsleben zum Stillstand. 1933 büßten mutige Angehörige des katholischen Männervereins, so die damalige Bezeichnung, ihre Überzeugung mit Freiheitsentzug. Haus und Vereinsvermögen werden eingezogen.

Aber die Mitglieder der Kolpingsfamilie waren sofort wieder zu Stelle, als die Militärregierung die Freigabe des alten Vereinshauses beschloss und es erfolgte am 18. August 1946 die Neugründung. Ein Vereinsorchester wird gegründet und eine Theatergruppe ins Leben gerufen. Ein mutiger Schritt ist dann der Neubau eines Kolpinghauses, der am 3. Dezember 1961 eingeweiht werden kann.

Ohne Unterbrechung brachten sich die Mitglieder des Vereins immer wieder in politische und soziale Ämter ein, als Abgeordnete, Stadträte, Pfarrgemeinderäte, in den Kirchenverwaltungen, in der Sozialen Selbstverwaltung, als Gesellenvertreter in der Handwerkskammer, als ehrenamtliche Richter, in Gewerkschaften und in der Unterstützung des Frauenhauses. Unzählige soziale Hilfsmaßnahmen konnten durch Spenden und Einnahmen aus Krippenausstellungen und Flohmärkten unterstützt werden.

In seiner Festpredigt beim Festgottesdienst am 14. Oktober 2023 in der Schlosskirche verweist der ehemalige Bamberger Erzbischof Ludwig Schick auf die jüngsten Landtagswahlen in Bayern und Hessen, die mit dem Erstarken von Nationalisten tiefe Sorgen bereiten.

Der Festredner Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, der selbst ein langjähriger Kolpingbruder ist, sieht Deutschland vor einer riesigen „Stresssituation“ mit schweren Prüfungen. Er plädiert für die Familie als Fundament der Gesellschaft; er fürchtet um den Zusammenhalt, weil immer mehr Familien zerbrechen und Bindungen sich auflösen. Haseloff sagt, ohne Johannes Paul II. wäre die deutsche Vereinigung 1989 gar nicht möglich gewesen. Er selbst wäre nie Ministerpräsident geworden, wenn er nicht bei Kolping gewesen wäre.

Mit zahlreichen Ehrengästen und Bannerabordnungen aus 11 Kolpingsfamilien wurde das Jubiläum im großen Saal des ehemaligen Kolpinghauses gefeiert. Vorstand Maria Anna Link, wünschte allen und der Kolpingsfamilie Bayreuth Gottes Segen und viel Mut zur Zukunft.#

M. Link

 

Bild oben: Festrede von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff